Generationengerechte Politik für die Zukunft: Klima, Ökofeminismus und Parität

>> Definition ‚Parität‘: Gleichbehandlung, in gleichem Maße repräsentiert bzw. gleichberechtigt an Entscheidungen beteiligt
>> Der folgende Abschnitt lässt notwendig vereinfachend LGBTQ-Aspekte außen vor. LGBTQ = Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer. Eigentlich bräuchte man entgegen der hier vorgeschlagenen Parität wesentlich differenziertere Quoten. Doch ist dieser Aspekt „kein Argument gegen die Abschaffung mancher Diskriminierungen, dass es noch andere gibt“ (Stokowski 2020).


„Feminismus ist… ‚die radikale Vorstellung, dass Frauen Menschen sind'“.
Marie Scheer, 1986, zit. nach Solnit 2019, 211.


Was hat die Biodiversitäts- und Klimakrise mit Feminismus zu tun? Eine Menge.


Frauen sind von der Biodiversitäts- und Klimakrise stärker betroffen als Männer

Krisen verschärfen ohnehin bestehende gesellschaftliche Probleme und strukturelle Ungerechtigkeiten (vgl. Aspekt Zuerst trifft es immer die Armen, S. 625f.) – das gilt auch und insbesondere für die vielschichtige Biodiversitäts- und Klimakrise:

  • „Alle diese Ungerechtigkeiten verschärfen sich, je ärmer die Frauen sind und je weniger reich das Land, in dem sie leben. Entsprechend ist die Vulnerabilität [= Verletzlichkeit] [von Frauen] gegenüber der Klimakrise höher [als die von Männern]. Eine Akkumulation vieler struktureller Ungleichheiten führt im Zusammenspiel mit der Klimakrise dazu, dass eine ohnehin schon schlechte Ausgangslage zur sexistischen Klimakatastrophe wird“ (Neubauer/Repenning 2019, 197, vgl. auch UNFCC 2019).
    • Sehr wichtig ist an dieser Stelle festzuhalten, dass diese Vulnerabilität keineswegs (durch vorgeschobene „biologisch und kulturelle Geschlechterrollen“ (Baudriedl/Hackfort 2016, 95)) ‚naturgegeben‘ ist, sondern ihre Ursachen in „sozialer Ungleichheit entlang patriarchaler, kapitalistischer und postkolonialer Strukturen [hat]“ (ebd.).
  • Frauen prägen maßgeblich die kleinbäuerliche Agrarkultur des Globalen Südens, womit auch auf ihre tragende Rolle bei der Ernährungssicherheit sowie ihre Selbstbestimmung in der Familie hingewiesen ist. Erodierte/degenerierte Böden, Ernährungs-Unsicherheit, Wetterextreme u.ä. machen Frauen das Leben noch schwerer als ohnehin schon (vgl. Aspekt Frauen in der Globalen Agrarkultur, S. 622).
  • „Bereits 2015 nannte der südostafrikanische Staat Malawi Kinderehen als besonderes Risiko für Mädchen nach Katastrophen wie Überschwemmungen. Durch die Erderwärmung steigt das Hochwasserrisiko weltweit dramatisch. Auch in anderen Regionen führten Naturkatastrophen zu Gewalt gegen Frauen. Grund sind posttraumatische Belastungsstörungen, der Verlust von Lebensräumen und eine angespannte gesellschaftliche Lage … [So stieg, n]achdem der Taifun ‚Haiyan‘ 2013 Thailand traf, … der Menschenhandel dort um bis zu 30 Prozent an… Im pazifischen Inselstaat Vanuatu stieg die Anzahl der gemeldeten Fälle von häuslicher Gewalt um 300 Prozent an, nachdem dort zwei tropische Wirbelstürme gewütet hatten“ (Wess 2020).
  • „Kurz: Frauen weltweit gehören zu den größten Verlierer*innen der Klimakrise und kaum jemand spricht darüber. Und wer sind, strukturell gesehen, die Gewinner?“ (Neubauer/Repenning 2019, 198).

Das bedeutet: Im Zeichen der sich mehr und mehr verschärfenden Biodiversitäts- und Klimakrise bedarf es noch dringender und nachdrücklicher als ohnehin des women empowerment, um hier im Sinne der Menschenrechte und der Klimagerechtigkeit weiter zu kommen.


Oxfam, ein internationaler Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, arbeitet im Vorfeld der 2020er Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos heraus, dass Männer weltweit 50% mehr Vermögen besitzen als Frauen, aber Frauen ungleich mehr Arbeiten und dabei wesentlich mehr Sorgearbeit betreiben, auf deren Grundlage Männer ihre Vermögen erwirtschaften.

>> vgl. Zahlen im Abschnitt Klimagerechtigkeit (‚Climate Justice‘) – und der ‚Globale Süden‘, S. 638f.

Oxfam fordert daher, ein „humanes Wirtschaftssystem zu bauen, das feministisch ist und den 99 Prozent nutzt, nicht dem einen Prozent“ (Spiegel 2020a).



Dem schließe ich mich zu 100% an. Grundsätzlich – und darüber hinaus im Zusammenhang mit dem Thema dieses Buches, denn:


Parität, paritätische Entscheidungen und eine Reduzierung männlicher Dynamiken und Dominanz können zur Lösung der Biodiversitäts- und Klimakrise beitragen.

Sehen wir uns das Thema „Strukturelle Ungleichheit zwischen Frau und Mann“ im Folgenden einmal noch grundlegender an – wobei, eigentlich ist doch alles klar und eindeutig geregelt? Denn:

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Frauen und Männer sind gleichberechtigt.

Klingt doch prima. Steht so sowohl in der Menschenrechtscharta Art. 2 als auch im deutschen Grundgesetz Art. 3 Abs. 1, ergänzt um eine Durchsetzungsklausel als Staatsziel (Abs. 2).

Nur hat das – weltweit (s.o.) und auch in Deutschland – wenig mit der gesellschaftlichen Realität zu tun. Es mag anders und besser, d.h. weniger schlecht sein als bspw. vor 20 Jahren, aber die patriarchalen Strukturen stecken nach wie vor immer noch extrem tief in unserer Gesellschaft:

  • Letztlich dominieren Männer – auch in den zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts – immer noch die allermeisten Lebensbereiche – vor allem und insbesondere die Teilbereiche, die mit Macht, Ruhm und Reichtum verknüpft sind.

Ja, sicher, es ist einiges passiert zu Gunsten der Frauenrechte in den letzten hundert Jahren und auch in jüngerer und jüngster Zeit – aber im Ernst, wie weit sind wir aufs Ganze gesehen tatsächlich gekommen? Die Bilanz kann insgesamt m.E. nicht anders als als empörend bezeichnet werden, in Deutschland, in Europa – und global sowieso.

Bleiben wir mal in Deutschland:

  • Wie kann es sein, dass die strukturelle Ungerechtigkeit trotz des im Grundgesetz verankerten Gleichheitsgrundsatzes immer noch so groß und in allen Lebensbereichen zu finden ist?
  • Warum klaffen Anspruch und Realität so weit auseinander, dass Frauen in Deutschland auch im Jahre 2020 bei vergleichbarer Arbeit „bis hinein ins Management von Unternehmen“ (Spiegel 2018) massiv benachteiligt werden auf Grund des Gender Pay Gap und im Schnitt 21% (ebd.) weniger und in der Vorstandsetage sogar „gut 30 Prozent weniger“ (Buchhorn 2017) verdienen?
    • Noch heftiger sieht es beim Lebenserwerbseinkommen (‚Gender Lifetime Ernings Gap‘) aus: Bezogen auf Deutschland verdienen Männer im Laufe ihres Lebens fast doppelt so viel wie Frauen (vgl. Schwarz 2020, s.a. Spiegel 2020b).
    • Das macht sich dann logischerweise auch bei der Rente deutlich bemerkbar. Finanzexpertin Heinrike von Platen konstatiert: „Altersarmut ist weiblich!“ (BUND 2020, 25).

>> Henrike von Platen ist nach Auskunft ihrer deutsch-, englisch- und spanischsprachigen Website Kosmopolitin, Wirtschaftsexpertin, Unternehmensberaterin, Fairpayistin, Publizistin und Kämpferin.

  • Wie kann das im Jahr 2020 immer noch so sein? So krass?

    Eine Antwort darauf: Es gibt in allen gesellschaftlichen Bereichen viele Bremser – ich tippe: annähernd 50% der erwachsenen Bevölkerung, manche bremsen bewusst, andere unbewusst.
…mehr

Auf den Vorstoß, in „Konzernen mit mehr als 2.000 Arbeiternehmer und mindestens vier Vorstandsmitgliedern… jedenfalls eine dieser Position [verbindlich] mit einer Frau zu besetzen“ sprach die „Präsidentin des CDU-Wirtschaftsrats hat von ‚Gängelung der Wirtschaft‘…, die FDP sieht den Vorschlag ‚mehr als kritisch‘ und sagt, die Quote sei ‚ideologiegetrieben‘“ (Prantl 2020). Prantl weist dann sehr schön darauf hin, dass die „Frauenquote … ja nicht einfach die Quote ein[führt], sondern sie … eine bestehende Quote [durchbricht]: Sie macht Schluss damit, dass es seit ewigen Zeiten in Spitzenpositionen der Wirtschaft Männerquoten gibt, die bis zu 100 Prozent betragen.“


Die Bedeutung des Gender Pay Gap für die andauernde mangelnde Ungleichheit kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

  • So fallen „[v]iele Paare… nach der Geburt eines Kindes in traditionelle Rollen zurück. … [Henrike von Platen:] Diese Rollenverteilung ist nicht immer das Ergebnis einer freien Entscheidung. Dahinter steckt meist schlichtes ökonomisches Kalkül“ (BUND 2020, 25).

Somit zementiert schon allein das Gender Pay Gap für sich genommen allzu oft die Rollenverteilung in Familien – und damit auch in der Gesellschaft.

Und hier geht es um noch viel mehr:

  • Wie kann es angehen, dass es nach wie vor eine „Pandemie der Gewalt“ (Solnit 2019, 39 – der zitierte Text ist vor Covid-19 entstanden) von Männern gegen Frauen gibt? Wie kann es sein, dass all diese Straftaten immer wieder als Einzelfälle gesehen werden (vgl. ebd., 57), dass diese Gewalt „ständig mit allem Möglichen erklärt [wird], außer mit dem Geschlecht, mit allem, außer dem, was das umfassendste Erklärungsmuster zu sein scheint?“ (ebd., 39).

    „Gewalt hat keine Rasse, keine Klasse, keine Religion oder Nationalität, aber sie hat ein Geschlecht.“ (Rebecca Solnit, zitiert nach Urner 2018)

>> „Für Frauen zwischen fünfzehn und vierundvierzig Jahren ist die Gefahr, durch männliche Gewalt zu sterben oder verstümmelt zu werden, weltweit größer als durch Krebs, Malaria, Krieg oder Verkehrsunfälle zusammengenommen“ (Nicholas D. Kristof in Solnit 2019, 46).


Die Tatsache, dass Gewalt ein Geschlecht hat und weltweit nur ein Bruchteil der Gefängnisinsass*innen weiblich ist – ist das ‚gottgegeben‘ à la ‚So sind sie halt, die Männer‘? – oder könnte es sein, dass das zumindest auch und ein stückweit mit den patriarchalen Strukturen, mit der Geschlechterrollenverteilung zu tun hat?


Zurück zur Ausgangsfrage – wie kann es angehen, dass im Jahre 2020 die strukturelle Ungleichheit immer noch so groß ist?


Fakt ist, dass Männer sowohl in Deutschland als auch weltweit

  • die Entscheidungen wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Art
  • Vorstands-, CEO-, Chefetagen-Posten,
  • das kulturelle, sportliche, gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche Leben
  • etc.

dominieren.

Rether, Hagen (2018): „3sat Festival – Hagen Rether Liebe Update 2018 – Wir wundern uns /Ausschnitt 03.10.2018“ in: Youtube.de, online unter https://www.youtube.com/watch?v=7GcYDBaIQn8 (Abrufdatum 9.6.2020)

Hagen Rether:
„Die DAX-Konzerne, die Vorstände sehen immer noch so aus wie das SED-Politbüro“

Hagen Rether 2018:
„Ich habe neulich in der New York Times gelesen, die haben eine Studie rausgebracht es gibt in deutschen DAX-Vorständen mehr Männer die Thomas heißen als Frauen.“


  • Wo vorwiegend ‚Männer unter sich‘ Entscheidungen treffen, sind diese Entscheidungen auf deren Bedürfnisse zugeschnitten und somit männlich geprägt, d.h. konkret: von männlichen Dynamiken geprägt.
  • Wenn also vorwiegend Männer wirtschaftliche, unternehmerische, politische, gesellschaftliche Entscheidungen treffen, sind dies tendenziell Männerentscheidungen.


>> Und das spielt überall mit hinein – auch in Bereiche, auf die man vielleicht nicht ohne weiteres kommen würde: Selbst der öffentliche Verkehrsraum ist mehr auf die Bedürfnisse von Männern als von Frauen zugeschnitten. So bewegen sich mehr Frauen als Männer ohne Auto durch den öffentlichen Raum. Gendergerecht wäre daher eine weniger Auto-affine Politik, vgl. Aspekt Gender und Mobilität im Abschnitt Thema ‚Immer mehr Autos auf den Straßen in Deutschland‘, S. 308. Daneben ist festzuhalten, das Autofahren für Frauen tatsächlich gefährlicher, d.h. verletzungsintensiver ist als für Männer – aber nicht im Sinne un-fassbar sexistischer „Der siebte Sinn“-„Frau am Steuer“-ARD-TV-Sendungen von ca. 1975, sondern in der Hinsicht, dass Autos traditionell für Männer mit ihrem spezifischen durchschnittlichen Gewicht, ihren Körpergrößen und -maßen entwickelt und Crashtests mit auf diese Maße abgestimmten Dummies vorgenommen werden. Und das gilt nicht nur für längst vergangene Zeiten des ‚Siebten Sinn‘, sondern auch heute noch: „Seitenairbags, Nackenstützen, Gaspedale – alles ist normiert für einen sogenannten 50-Perzentil-Mann“ (Wolf 2019). Daher verwundert es nicht, dass 2022 eine „Studie systematische Benachteiligung [von] Frauen[sieht , die]… bei Verkehrsunfällen deutlich häufiger im Auto eingeklemmt [werden] als Männer“ (Spiegel 2022). Nachfolgend wird im gleichen Artikel Lauren Weekes vom Krankenhaus University Hospitals Plymouth zitiert: „Frauen haben zum Beispiel eine viel höhere Rate an Beckenverletzungen und es ist schwieriger, sich selbst aus einem Auto zu befreien, wenn man sich das Becken gebrochen hat.“
In einem übergeordneten Sinne geht es hier um das sog. Gender Data Gap, d.h. Daten aller Art berücksichtigen nicht, dass Frauen und Männer sich teilweise anders verhalten, andere Körpermaße haben und manchmal eine andere medizinische Versorgung benötigen: Daten sind männlich. „Die Welt werde von Männern für Männer designt, schreibt [die britische Journalistin und Feministin Caroline] Criado-Perez[, Autorin des Buches Unsichtbare Frauen]: ‚Das Fehlen der weiblichen Perspektive befördert eine unabsichtliche Verzerrung zugunsten der Männer, die sich selbst – oft ohne böse Absicht – als ‚geschlechterneutral‘ begreifen‘“ (Brinkmann 2020). – Und: „Die männliche Norm ist so tief verwurzelt, dass wir oft gar nicht merken, wie stark sie unseren Alltag und unser Denken prägt“ (zit. in Voigt 2020).

Es kann nicht sein, „Frauen als kohärente Gruppe mit kollektiven Interessen und gleichzeitig als Sonderfall zu thematisieren und Männer als Norm und Referenzgröße der Unterschiedlichkeit zu betrachten“ (Bauriedl/Hackfort 2015, 96).

>> Vanessa Vu schreibt: „Städte sind auf Autos optimiert und Autos auf männliche Bedürfnisse“, s. „Die männliche Stadt“. in: Die Zeit, 26.9.2019, online unter https://www.zeit.de/mobilitaet/2019-09/staedteplanung-maenner-geschlechtergerechtigkeit-berlin-bruessel-barcelona/komplettansicht und Pinzler, Petra (2020): „Nehmt ihnen das Steuer weg“. in: Die Zeit, 24.9.2020, online unter https://www.zeit.de/mobilitaet/2020-09/verkehrspolitik-maenner-stadtverkehr-oepnv-dienstwagen-verkehrsminister/komplettansicht (Abrufdatum jeweils 30.9.2020)

Hier können Sie sich innerhalb von drei Minuten ein Bild über das Frauenbild der 1970er Jahre machen mit „Der Siebte Sinn“, einer straßenverkehrserzieherischen TV-Serie, die regelmäßig zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde: https://www.youtube.com/watch?v=xixym7vGUQ4 (Abrufdatum 26.6.2020)

>> Hier können Sie sich innerhalb von drei Minuten ein Bild über das Frauenbild der 1970er Jahre machen mit „Der Siebte Sinn“, einer straßenverkehrserzieherischen TV-Serie, die regelmäßig zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde: https://www.youtube.com/watch?v=xixym7vGUQ4 (Abrufdatum 26.6.2020)


Es sind folglich vorrangig männliche Dynamiken, die in der Vergangenheit und vielfach auch gegenwärtig wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entscheidungen prägten und prägen.

Und das alles bedeutet nicht weniger als, dass es vorwiegend männliche Dynamiken waren und sind, die den Planeten an den Rand des Abgrundes gebracht haben und bringen –

mit alle den Verhaltensweisen, die tendenziell und statistisch eher Männer zuzuschreiben sind, die

Konkurrenz | (Macht-)Kampf | Ruhmsucht | Narzissmus | Aggression | Gewalt | Krieg (!!!) | Platzhirschverhalten | Sexismus | Rechthaberei etc. pp.

befördern.


Wie sehen männliche Dynamiken aus? Was bedeutet dieses ‚Kerle unter sich‘?

Das kann jeder Mann erleben bei
>‚Männerabenden‘, die definitiv anders ablaufen, als wenn Frauen anwesend wären oder
> Mixed-Sportangeboten à la Feierabend-Volleyball, wo oftmals plötzlich ‚der Ehrgeiz ausbricht‘ und alles ganz, ganz ernst wird, wenn ausnahmsweise keine Frauen zugegen sind.


Gar nicht so unterschwellig macht sich das tatsächliche gesellschaftliche Geschlechterverhältnis (z.B. in Industrienationen) bemerkbar, wenn Männer das Bedürfnis verspüren, Frauen die Welt zu erklären, d.h. Mansplaining betreiben:

>> „Sicher, Menschen beiderlei Geschlechtes tun sich bei gesellschaftlichen Anlässen hervor, indem sie über Belanglosigkeiten und Verschwörungstheorien schwadronieren, aber das durch und durch provokative Selbstvertrauen der vollkommen Unwissenden ist meiner Erfahrung nach geschlechtsspezifisch. Männer erklären mir die Welt, mir und anderen Frauen, ob sie nun wissen, wovon sie reden, oder nicht. Manche Männer jedenfalls“ (Solnit 2019, 14).

>> „Dass fachfremde Männer mich (als promovierte Neurowissenschaftlerin) auch in meinem eigenen Fachbereich belehren wollen, scheint ihnen nicht aufzufallen“ (Urner 2018).

Touché?

Erläuterung des Begriffs ‚Mansplaining'

‚Mansplaining‘: zu Deutsch ‚Herrklären‘: „Wenn ein Mann einer Frau etwas erklärt, ist per se nichts [dagegen] einzuwenden. Mansplaining geschieht allerdings auf eine besserwisserische Art, ungefragt oder gegen den Willen der Frau. Es passiert in der unbegründeten Annahme des Mannes, sich besser in einem Metier auszukennen, und aus seinem Desinteresse daran, was sein Gegenüber weiß. Beim Mansplainen geschieht kein gleichberechtigter Wissensaustausch, sondern es entsteht eine bevormundende Kommunikationshierarchie“ (Kienzl 2020). Perspective Daily-Autorin Maren Urner erwähnt m.E. absolut zutreffend, dass es einen „Fluch mittelmäßiger Männer“ gibt, für die eine „Überlappung von Selbstüberschätzung und Ahnungslosigkeit“ charakteristisch sei. Wiebke Köhler verweist hier auf die KABA-Manager („Kompetentes Auftreten bei Ahnungslosigkeit“) (2019, 23). Zum Mansplaining past natürlich auch, dass Männer weniger darauf achten, was Frauen zu sagen haben – z.B. im Bundestag. Claudia Roth: „Frauen werden demonstrativ missachtet. Wenn eine Abgeordnete redet, egal aus welcher Fraktion, drehen sich viele Männer um, quatschen, hören nicht mehr zu, der Lärmpegel steigt“ (Zeit 2020).


Das Prinzip ‚überwiegend Männer treffen die maßgeblichen politischen/wirtschaftlichen Entscheidungen‘ hat sich in vielerlei Hinsicht – auch in Punkto ‚Klimakrise‘ bzw. ‚Bewahrung der Schöpfung‘ – nicht bewährt. So zeigen laut Maren Urner eine Reihe von Studien, dass jedwede Benachteiligung von Frauen keine gute Idee ist,

  • sind doch Parlamente mit Frauenquote kompetenter,
  • bewirken doch Frauen-geprägte Vorstände mehr Stabilität bei Banken,
  • sorgen doch Frauen für eine bessere Wirtschaft,
  • kooperieren doch – egal wo auf der Welt – Mädchen besser.1

Und selbst wenn das nicht so wäre, wäre die strukturelle Ungleichheit endlich unbedingt zu beenden.

Quellen zu (1)

1 Hier verweist Maren Urner (2018) auf die folgenden Studien:

Darüber hinaus ergibt sich die ökofeministische Perspektive, dass patriarchale Strukturen die Biodiversitäts- und Klimakrise mit verursacht haben, diese weiterhin befördern und die Lösung der dieser Krisen durch selbige Strukturen behindert und verlangsamt wird.

 
„The climate crisis is a man-made problem and must have a feminist solution.“
Mary Robinson, ehemalige UN-Hochkommissarin für Menschenrechte und erste Staatspräsidentin Islands


>> zit. in Tabary 2018. Das stimmt. Aber es sind weitere Faktoren eingewoben: „Die Klimakrise ist tief verwurzelt in historisch miteinander verwobenen Unterdrückungssystemen: Patriarchat, Rassismus, Kapitalismus und Kolonialismus“ (Cardoso et al. 2020).


Der Ökofeminismus geht davon aus, dass es dem Planeten und den Menschen besser ginge, hätten nicht weitgehend Männer bislang das Sagen gehabt.

Astrid Lindgren hat sich zwar nicht als Ökofeministin bezeichnet, nimmt aber latent in ihren Büchern mit den starken Mädchen-/Frauenfiguren und in ihren Briefen solche Positionen ein. Ihr Biograf Jens Andersen definiert Ökofeminismus wie folgt:

  • „Vereinfacht ausgedrückt vertritt der Ökofeminismus die kontrovers diskutierte Haltung, dass es einen Zusammenhang zwischen Unterdrückung der Frau durch das Patriarchat und dem mangelnden Willen ebendieses Patriarchats gibt, Natur und Umwelt zu schützen“ (Andersen 2017, 394).

Die Analyse der französischen Philosophin Émilie Hache lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig:

  • „Weil sich der Mensch und insbesondere der Mann als überlegen empfindet, nutzt er wahlweise die Umwelt, die Tiere oder auch die Frauen aus“ (zit. in Joeres 2020).

Die Wissenschaftlerin, soziale Aktivistin und Globalisierungskritikerin Vandana Shiva fügt hinzu:

  • Strukturell betrachtet gibt es in der Wirtschaft wie in der Kultur und auf dem Gebiet des Wissens einerseits ein Modell, in dem die Intelligenz der Natur und die der Frauen zusammengeführt werden – das ist Ökofeminismus –, und andererseits dasjenige, in dem die Männer und der Kapitalismus ihr Herrschaftssystem aufrechterhalten: das kapitalistische Patriarchat.


Rebecca Solnit formuliert es in ihrem Buch Wenn Männer mir die Welt erklären so:

  • „[W]ir müssen uns noch von vielmehr befreien: vielleicht von einem System, das Konkurrenz und Rücksichtslosigkeit, kurzfristiges Denken und krassen Individualismus hochhält, einem System, das der Umweltzerstörung und grenzenlosem Konsum beste Dienste leistet – jenem Arrangement, das man Kapitalismus nennen kann. Es verkörpert den schlimmst-möglichen Machismo, während es das Gute und Schöne auf Erden zerstört“ (2019, 212).


Es ist an der Zeit, die Menschheit von allen – also Frauen und Männern gleichermaßen und gemeinsam – retten zu lassen: Die Menschheit braucht m.E. den Input von Frauen mehr und dringender denn je.


Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Der Gedanke, Frauen seien die besseren Klimaschützer*innen („powerful change agents“, vgl. Bauriedl/Hackfort 2015, 99) ist bereits gewissermaßen ein patriarchal geprägter Gedanke. Hiermit würden „Geschlechterrollen festgeschrieben und Lasten des Klimaschutzes explizit auf die Schultern von Frauen geladen“ (ebd.). Nein. In diesem Abschnitt geht es schlicht um positive Dynamiken einer geschlechtergerechten Welt.


In ökofeministischer Perspektive bedeutet das:

Wir werden die Biodiversitäts- und Klimakrise nur dann ‚by design‘ in den Griff bekommen, wenn wir gleichzeitig – in Deutschland wie überall auf der Welt – patriarchische Strukturen zugunsten einer feministisch und letztlich paritätisch geprägten und organisierten Gesellschaft aufbrechen.

  • „Diese konstruktive Auseinandersetzung mit den Klimawandelfolgen kapitalistisch geprägter Produktions- und Konsumptionsmuster rüttelt … immer auch an den Grundpfeilern patriarchaler Gesellschaftsstrukturen, Institutionen und Alltagspraktiken“ (Bauriedl/Hackfort 2015, 99).

Émilie Hache über die Arbeit französischer Ökofeminist*innen:

  • „Wir wollen diesen simplen Dualismus auflösen: Die künstliche Unterscheidung zwischen Natur und Kultur, zwischen Frau und Mann, zwischen Menschen und der Erde.“

Womit wir wieder beim Ausgangspunkt abgekommen sind: Wir sind Erde (vgl. S. 46 u. 699)


Mein Gedankengang dazu:

Weder Matriarchat noch Patriarchat…

Sind nur Männer in einem Raum, z.B. bei einer Geschäftsbesprechung, werden die Entscheidungen u.U. ganz anders aussehen, als wenn

  • statt dessen ausschließlich Frauen im Raum sind – oder
  • etwa gleich viele Frauen und Männer im Raum sind.

Es geht nicht darum, dass Frauen ‚die besseren Menschen‘ sein könnten.

Auch Frauen unter sich entwickeln zuweilen ungute Dynamiken – hier kommt oft das etwas klischeebehaftete Wort vom ‚Zickenkrieg‘ ins Spiel.

Also:

  • Männer unter sich sind dauerhaft keine gute Idee.
  • Frauen unter sich sind dauerhaft keine gute Idee.

Gemeinsam ergänzen sie sich und gleichen sich aus: Grob kann man von einem eher konkurrierenden Verhalten bei Männern und einem eher kooperierenden Verhalten bei Frauen ausgehen. Gemeinsam – und in dem diese Verhalten/Rollen interagieren – bilden sie die ‚Realität des Lebens‘ ab.


Es ist m.E. extrem wichtig und gerecht, dass alle Menschen – Frauen und Männer – in gleichem Maße repräsentiert und in diesem Sinne in gleichem Maße an den wesentlichen Entscheidungen beteiligt sind.


Und das bedeutet…

… weder Matriarchat noch Patriarchat, sondern:

Parität.

Konkret heißt das vorschlagsweise, in allen relevanten Entscheidungsgremien politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Art ein paritätisches Geschlechterverhältnis von etwa 50:50 her- und sicher-zustellen mit einer pragmatischen Toleranz von +-10%, d.h., das Verhältnis kann also im Range von 40:60 oder 60:40 liegen: Einzuführen mit einer relativ kurzen Übergangszeit und der Klausel, dass ab einem bestimmten Jahr in der Zukunft derartige Gremien nur dann rechtsverbindliche Entscheidungen treffen können, wenn Parität gegeben ist. Ein Herauskaufen aus der Paritätsregel durch von der Institution billigend in Kauf genommene Strafzahlungen hat verunmöglicht zu sein.


Wichtig:

Das Paritätsprinzip ist keine Quote.

Gerade im politisch konservativen Feld lehnen gerade auch Frauen oftmals eine ‚Quote‘ ab – maßgeblich aufgrund der Befürchtung als ‚Quotenfrau‘ weder ernst genommen noch geachtet zu werden: Sie wollen es selbst schaffen. Verstehe ich. Verstehe ich sehr gut. Aber das wird dauern. Viel zu lange – gerade angesichts der umfassenden Klimakrise und der 7 Jahre, die wir mit Stand Anfang 2021 noch haben, um mit einer Wahrscheinlichkeit von 67% das 1,5 °C-Ziel zu erreichen (vgl. Abschnitt Intro S. 23).

Außerdem: Solche ‚Quoten‘ gehen i.d.R. nicht von 50:50, sondern von einem deutlich geringeren garantierten Frauenanteil aus: Hier sind Frauen weiterhin regelmäßig in der Minderheit. Um eine Quote dieser althergebrachten Art geht es hier nicht. Es geht um wirkliche Parität:

  • Wenn Frauen nicht mehr die Ausnahme, sondern zu 40 bis 60% überall vertreten sind, werden sich die Dynamiken sehr schnell von männlichen zu menschlichen Dynamiken entwickeln.
  • Wenn Frauen paritätisch vertreten sind, wird sich bald kein Mann mehr in der Form wie heute despektierliche Bemerkungen oder Blicke etc. leisten können: Er riskiert vielmehr als bisher, z.B. von seinen eigenen Geschlechtsgenossen gerüffelt zu werden.
  • Ein paritätisch besetztes Gremium wird andere Dynamiken aufweisen als ein männlich oder weibliche dominiertes. Andere Dynamiken und der paritätische Input von Frauen führen zu potenziell anderen und meines Erachtens i.d.R. auch besseren Entscheidungen. Und: Es sind allein schon deshalb bessere Entscheidungen, weil sie prinzipiell die Gesellschaft wirklichkeitsgetreuer abbilden und daher eine größere Legitimität besitzen.
  • Zur Realisierung bieten sich vielfach Doppelspitzen an, so wie die Grünen es uns seit einigen Jahren vormachen. In Frankreich gibt es schon seit 2000 ein – noch zu optimierendes – Paritätsgesetz, das unter Macron vermehrt Wirkung zeigt, wie die Politologin Helga Lukoschat ausführt:
  • „[B]ei den Wahlen zu den Départementsräten wurde ein sehr interessantes Verfahren entwickelt. Die Zahl der Wahlkreise wurde halbiert. Dafür musste in jedem ein sogenanntes Binôme antreten, ein Tandem aus Mann und Frau. Das Tandem mit den meisten Stimmen wird gewählt“ (Oestreich 2017).

>> Update 30.6.2020:
Seit heute gilt in Brandenburg ein Paritätsgesetz, welches verfügt, dass „[d]ie Listenplätze aller Parteien … bei Landtagswahlen ab jetzt immer abwechselnd mit Frauen und Männern besetzt werden“ (Stokowski 2020) – sodass ab sofort im Brandenburger Landtag etwa gleich viele Frauen und Männer vertreten sein werden.


In der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart passen sich Frauen in bislang traditionell männlich geprägten Umgebungen oft dem männlichen Verhalten und Geschäftsgebaren an – ein markantes Beispiel bietet hier m.E. Condoleezza Rice, die sich betont emotionslos-knallhart gebende ehemalige Außenministerin der USA von 2005 bis 2009.

  • Verständlicherweise haben viele Frauen kein Interesse auf diese ihrem Charakter oftmals nicht entsprechende Anpassung und auf dieses eher unangenehme, nach einer extra Portion Testosteron riechende Umfeld. (Das gilt nebenbei bemerkt m.E. auch für viele im Job kreuzunglückliche Männer.)
  • Das ist ein Grund, weshalb viele Frauen aktuell gar keine Lust haben, in Männer-dominierten Gremien zu sitzen – oder auch nur die entsprechende Ausbildung zu machen.
  • Ein weiterer Grund dürfte sein, dass ein Mensch, der weniger Geld als Andere für die gleiche Arbeit bezahlt bekommt, auch weniger nach einem solchen Posten streben wird.


Wenn Parität gegeben ist und auf diese Weise die männlichen Dynamiken nicht länger funktionieren, wird die genannte Anpassung an die dann so nicht mehr existierende ‚Männergeschäftswelt‘ nicht mehr in dieser Form – und zukünftig immer weniger ‚erforderlich‘ sein.Dementsprechend werden sich auch mehr Frauen vorstellen können, solche Positionen zu übernehmen bzw. sich entsprechend aus- und fortzubilden. (Seit 1996 einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab 3 Jahren, der in skandalösem Ausmaß nicht wirklich umgesetzt ist und dringend auf 1,5 Jahre erweitert zu werden hat.)


Dies alles kann man hervorragend mit einer generellen Anpassung von Löhnen gemäß dem Prinzip ‚Gleicher Lohn für gleichartige Arbeit‘ verbinden, sodass neben dem hochzusetzenden Mindestlohn es künftig auch einen Maximallohn/eine Einkommensobergrenze geben sollte und insbesondere vormals traditionell von Frauen ausgefüllte soziale Berufe finanziell extrem aufgewertet werden.


Darüber hinaus rege ich im Sinne eines gleicheren und geschlechtergerechteren Deutschlands an,

  • nach dem Vorbild Islands mit seinem ‚Equal Pay Act‘ ein Gesetz einzuführen, welches Unternehmen mit mehr als 24 Mitarbeiter*innen auferlegt, die faire Bezahlung der Belegschaft zu dokumentieren (vgl. Spiegel 2018, Welt 2018) – Spekulationen und unangenehmes Nachfragen werden so überflüssig. (Übrigens auch für Männer, denen es in diesem Punkt genauso ergehen kann wie Frauen.) Ich denke, das kann jede Firma machen, unabhängig von der Zahl der Beschäftigten.
  • Steuererklärungen extrem zu vereinfachen und Steuerbescheide nach dem schwedischen oder gemäß norwegischem Vorbild transparent zu machen, soll heißen, jede*r kann sich über den Steuerbescheid seiner/seines Nachbar*in kundig machen (vgl. Reise 2013 u. Hannemann 2020). Ich höre förmlich die lauten Einwände beim Schreiben dieses Absatzes und erwidere sofort: Nein, auch in Schweden ist die Gesellschaft deshalb nicht auseinandergeflogen.
  • Gender Mainstreaming, d.h. „die Verpflichtung, bei allen Entscheidungen die unterschiedlichen Auswirkungen auf Männer und Frauen in den Blick zu nehmen“ (BMFSFJ 2016), gesetzlich zu verankern.


>> Auch in Deutschland hat man einen ersten, winzigen Schritt gemacht, um das Gender Pay Gap zu schließen. Es könnte so einfach sein. Aber es ist wie folgt:

„Mit dem neuen ‚Entgelttransparenzgesetz‘ erhalten nun auch Arbeitnehmer in Deutschland die Möglichkeit, eine Antwort auf die Frage zu bekommen, wie viel Geld Kollegen in vergleichbaren Positionen verdienen. Das neue Gesetz gilt allerdings nur für Betriebe mit mehr als 200 Beschäftigten. Außerdem muss es mindestens sechs Kollegen des jeweils anderen Geschlechts geben, die einen ähnlichen Job haben wie der Antragsteller. Und die Firmen müssen nur Durchschnittsgehälter nennen“ (Spiegel 2018).

Da ist es ja schwieriger auszurechnen, ob man als Firma Auskunft zu geben hat, als die Auskunft zu geben.


Die Herstellung von Parität bedeutet einen großen Schritt nach vorne. Indes ist abschließend nochmals hervorzuheben, dass dieser gesellschaftliche Prozess nur eingebunden in eine Abkehr

  • von dem, was Vandava Shiva das ‚kapitalistische Patriarchat‘ nennt (vgl. S. 429) und
  • von der ‚Imperialen Lebensweise‘ (vgl. Brand/Wissen, S. 642),

funktionieren kann.


>> Amsterdam geht hier einen entscheidenden Schritt voran, in dem es künftig das globale Donut-Modell (vgl. 450) auf die eigene Stadt herunterbrechen will: Dazu wurde im April 2020 – inmitten der Covid-19-Krise – das Konzept Amsterdam City Doughnut, auf dessen Basis die Stadt eine sozial-ökologische Transformation vollziehen möchte – der Öffentlichkeit präsentiert; siehe https://www.kateraworth.com/2020/04/08/amsterdam-city-doughnut/ (Abrufdatum 28.8.2020).


Schlussgedanke:
‚Biodiversitäts-
/Klimakrise und Gender‘

ist über das bisher Geschriebene hinaus auch in der Hinsicht ein relevantes Thema, als

  • dass es mehrheitlich Frauen sind, die sich für das Klima und gegen das Massenaussterben engagieren.
  • dass es vorwiegend – und das ist bedauerlicherweise weit mehr als ein Klischee – ‚alte weiße Männer‘ sind, die gegen dieses Engagement angehen und z.B. in den sog. ‚sozialen Medien‘ gegen engagierte (oft junge) Frauen hetzen und diese vielfach per Hatespeech bedrohen (vgl. Solnit 2019, 171f.).1
  • Hier geht es nur manchmal um Sachthemen.
    • Hier geht es allzu oft um Macht. Um Kontrolle. Es ist vielfach: Sexismus2.
      • Hier geht es vielfach um das „zwanghafte Bedürfnis, Äußerungen von Frauen abzutun, das so oft in genau die Inkohärenz und Hysterie umschlägt, die Frauen routinemäßig vorgehalten wird“ (Solnit 2019, 144).
        • Hier geht es um patriarchale Strukturen, d.h. um die alte, vornehmlich von Männern dominierte Welt, deren Vertreter ‚die Welt nicht mehr verstehen‘ und sich bedroht sehen.
          • Hier geht es also auch um die Frage, was sich ‚alte weiße Männer‘ von Frauen (die dann evtl. auch noch jünger sind) nicht sagen lassen wollen.

Das zeigt zusätzlich und ein weiteres Mal:

Wir brauchen: Parität.

Dringend. Jetzt. Heute.


>> s.a. Interview mit Luisa Neubauer: „Was über mich geschrieben wird, ist schon krass“, August 2020, online unter
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/luisa-neubauer-ueber-hatespeech-was-ueber-mich-geschrieben-wird-ist-schon-krass-a-19bd80bb-4fec-4fea-8e11-85b817c05bf3 (Abrufdatum 12.8.2020) [paywall]

Details: Erläuterungen zu (1) und (2)

1 Auf den Punkt gebracht: „Hass ist keine Meinung.“ – Oberbürgermeisterin Eva Döhla der Stadt Hof (SZ 2020)

2 Luisa Neubauer: „Wir reden hier nicht über einen Konflikt zwischen mir und dem Hater, sondern über strukturellen Frauenhass, Sexismus und Misogynie, die überall und immer radikaler zum Ausdruck gebracht werden“ (zit. in taz 13.8.2020, 9). Misogynie „ist ein abstrakter Oberbegriff für soziokulturelle Einstellungsmuster der geringeren Relevanz bzw. Wertigkeit von Frauen oder der höheren Relevanz bzw. Wertigkeit von Männern“ (wikipedia 2020); medizinisch: krankhafter Hass von Männern gegenüber Frauen.


Quellen des Abschnitts Klima, Ökofeminismus und Parität'


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