Klimakrise in Zahlen: CO₂-Emissionen in Deutschland

Status quo in Relation zum Bezugsjahr 1990

Eine kleine gute Nachricht: Seit 1990 sind die CO₂-Emissionen in Deutschland in einer sanft, aber insgesamt erkennbar abfallenden Gerade zu veranschaulichen:

  • 1990 = 1.251 Mio t CO₂e
  • 2018 = 858,4 Mio t CO₂e (=-31,4%) (vgl. UBA 2020)
  • 2019 = 800 Mio t CO2e (=-35% in Relation zu 1990, spezielle Wetterlagen haben zu mehr Ökostrom geführt, vgl. Agora Energiewende 2020)
  • 2021 = 762 Mio t CO2e (-38 %) (vgl. UBA 2021).

> Aufgrund internationaler Konventionen sind jährliche Emissionen aus dem Kraftstoffeinsatz für von Deutschland ausgehende internationale Verkehre nicht eingerechnet, d.h. rund 29 Mio t CO₂ für internationale Flugstarts sowie 7 bis 8 Mio t CO₂ für Schifffahrt, vgl. UBA 2019b.

> Hinzu kommen die Emissionen, die aus der Herstellung von Produkten erwachsen, die anderswo produziert wurden, aber in Deutschland verkauft/konsumiert/genutzt werden, z.B. ein Flachbildschirm aus China. Gonstalla (2019, 33) veranschlagt hier für CO2 etwa 10% weitere Emissionen; das Handelsblatt spricht 2014 allgemeiner von [klimarelevanten) ‚Emissionen‘ und geht von 17% aus, vgl. Abschnitt Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum: Klimakrise in Zahlen, global gesehen, S. 85.

> Man geht davon aus, dass die jährlich nach Deutschland illegal importierten Kältemittel einem CO2-Äquivalent von 34 Mio t entsprechen – die zwar nicht unmittelbar, aber potenziell emittiert werden und in keiner Statistik auftauchen, vgl. Aspekt Klimaanlagen, S. 123.

> weitere Treibhausgasemissionen, die nicht in globale, nationale und damit auch nicht in individuelle CO2-Budgets eingehen siehe Aspekt Was nicht in die IPCC-Budget-Rechnungen eingeht, S. 71.


Die weniger gute Nachricht lautet: -32% sind nun mal keine -40%: Deutschland verfehlt damit in relevantem Maß das Klimaschutzziel des Aktionsplanes Klimaschutz 2020, demzufolge die CO₂-Emissionen um 40% gegenüber 1990 zurückzufahren sind (vgl. UBA 2019a). Dieses Scheitern ist Gegenstand der sog. Greenpeace-Klimaklage, in der Greenpeace den Standpunkt vertritt, dass der Aktionsplan Klimaschutz 2020 verbindlich ist und daher nicht einfach – wie geschehen – in den Koalitionsverhandlungen im Frühjahr 2018 quasi per Nebensatz vom Tisch gefegt werden kann. Die Klage wurde in erster Instanz abgewiesen, wird aber von Greenpeace als Teilerfolg gesehen, weil die urteilenden Richter*innen Klimaklagen grundsätzlich für zulässig halten (vgl. Greenpeace 2019).

Erläuterung: 'Ziel des Aktionsplanes Klimaschutz und Covid-19'

Prognosen der Denkfabrik Agora Energiewende im März 2020 legen nahe, dass Deutschland möglicherweise 40% weniger CO2e in Relation zu 1990 emittieren könnte – aufgrund des Lockdowns im Zuge der Covid-19-Pandemie. Das Ziel damit als erreicht zu erklären erscheint m.E. nicht statthaft (vgl. Pinzler 2020).

Transparenz durch Offenlegung: Der Autor des Handbuch Klimakrise hat im Januar 2019 einen 23-seitigen Antrag auf Beiladung zur Greenpeace-Klimaklage gestellt. Begründung: Nicht nur (Öko-)Bäuerinnen bzw. (Öko-)Bauern oder Menschen in besonderen geologisch vulnerablen (verletzlichen) Gegenden sind bereits gegenwärtig und in absehbarer Zukunft persönlich, unmittelbar und evtl. sogar existenziell von den Folgen der Klimakrise betroffen, sondern auch ich als im Jahrgang 1971 geborener Bürger der Stadt Hamburg. Und wenn ein Durchschnittsbürger wie ich in dieser eindeutigen Weise betroffen ist, dann ist quasi jede*r Bürger*in Deutschlands in gleichartiger Weise betroffen. Diese Betroffenheit wird nachfolgend ausführlich erörtert und zeichnet auf Basis des den fünften Sachstandsbericht des IPCC ergänzenden, auf Deutschland heruntergebrochenen Berichts Klimawandel in Deutschland. Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven von Brasseur, Guy et al. (Hg.) (2017) ein fundiertes Bild, welche klimatisch bedingten Folgen uns in Deutschland gemäß aktuellem Forschungsstand im Jahre 2050 und 2100 erwachsen.

>>Siehe Abschnitt Klimaschäden vor Gericht: Gerichtsprozesse als Mittel zur Bekämpfung der Klimakrise, S. 657, wo auch die Fortsetzung der Greenpeace-Klimaklage als Greenpeace-Verfassungsbeschwerde erörtert wird – sowie den LebeLieberLangsam-Beitrag Antrag auf Beiladung zur Greenpeace-Klimaklage gegen die Bundesregierung unter https://blog.lebelieberlangsam.de/klage.


Kommentar der Politik zum Scheitern des Klimaschutzziels des Aktionsplanes Klimaschutz 2020 – und welche Vorgehensweise notwendig wäre:

Die Bundesregierung bzw. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier kommentiert das Nicht-Erreichen des Aktionsplanes Klimaschutz 2020 wie folgt: Die Wirtschaft sei seit 1990 deutlich gewachsen – und trotzdem seien die CO₂-Emissionen zurückgegangen (‚Altmaier’sche Rechnung‘, vgl. Maybrit Illner 2018).

Hm. Ja, klingt erst einmal plausibel.

Aber: Dieses Wirtschaftswachstum kam nicht wirklich überraschend: Die Tatsache, dass die Wirtschaft gemäß aktuellem Wirtschaftsmodell wächst bzw. wachsen soll, wurde selbstredend bei Festsetzung des Aktionsplanes Klimaschutz 2020 erwartet und einkalkuliert: Es handelt sich also um eine nicht statthafte Relativierung, kurz: um ein Ablenkungsmanöver.

>> siehe dazu auch Aspekt Ausreden und Ablenkungsmanöver in Abschnitt Eine neue Rückzugslinie: Klimawissenschaftsverweiger*innen – die immer gleichen ‚Argumente‘, S. 234.

>> Wann immer in diesem Buch bzw. in diesem Webportal Kritik an Peter Altmaier erfolgt, dann bezieht sich dies ausschließlich auf seine Arbeit und die Arbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, das er repräsentiert und dem er vorsteht – und niemals auf seine Person.


Und ein weiteres Mal sei darauf verwiesen:

Die Natur lässt nicht mit sich verhandeln.

>> Siehe Aspekt Die Natur kennt uns gar nicht in Abschnitt Wir sind Erde, S. 47.

Das bedeutet, dass Peter Altmaier schlicht das Thema verfehlt.

Diese kleine, aber wichtige ‚Anekdote‘, die Altmaier das Thema schönredet, ist ein Sinnbild dafür, wie schwer sich die deutsche Politik nach anfänglichen Erfolgen im Bereich ‚Energiewende‘ trotz ‚Klimapaket mit dem Thema ‚Klimakrise‘ tut – und vor allem, dass sie vor allem eines tut: sie redet und redet und redet…

Reden wird uns nicht voranbringen.


Es gibt nichts Gutes,
außer man tut es.


Konstantin Wecker, Refrainzeile des gleichnamigen Liedes von 2011 von Konstantin Wecker, hier heißt es auch: „Wie man das Klima der Erde rettet – nun ganz bestimmt nicht, indem man jettet.“


Was wirklich notwendig wäre angesichts der viel zu sanft abfallenden Treibhausgasemissions-Kurve Deutschlands, skizziert Luisa Neubauer 2019 in einem Podcast:

  • „Der Erste Bürgermeister von Hamburg, Peter Tschentscher, sagte sinngemäß ‚Mitte des Jahrhunderts wird das hier weitestgehend klimaneutral … wir machen doch schon … und das geht jetzt auch gar nicht früher…‘,

    worauf hin Luisa Neubauer entgegnete:

    „Wäre es nicht mal cool zu sagen, wir denken so ein ganz bisschen outside the box und überlegen, was sind eigentlich die Verantwortlichkeiten, in den wir in der heutigen Zeit sind, also warum messen wir … unsere Handlungsbereitschaft [und] unseren Handlungsspielraum nicht daran, was die Zeit von uns verlangt. … [Einen Tag später saß ich mit dem] Bürgermeister von Kopenhagen [an einem Tisch] und [dieser] meinte: ‚Natürlich werden wir 2025 klimaneutral. Wir haben überlegt, was wäre das Maximale, was möglich ist – und dann überlegen wir, was wir noch machen könnten und gucken dann, wie können wir so Paris-konform sein wie nur irgendwie möglich und dann machen wir das möglich, weil das ist nun mal unsere Aufgabe und das geht – und ich möchte mal von den Bürgermeistern hören, die in den großen reichen Städten wohnen in Mitteleuropa, die sagen, dass das alles nicht gehen würde so früh‘“ (2019, ca. Min 59f.).

Das bedeutet:

Wir haben das Thema ‚Klimakrise‘ (inkl. der Biodiversitätskrise) im Sinne des Vorsorgeprinzips rückblickend, per Backcasting, vom erforderlichen Resultat her zu denken. Das ist der Maßstab. Alle Lösungsvorschläge und Pläne haben sich am evidenzbasierten Notwendigen und nicht am vorgeblich ‚politisch Machbaren‘ zu orientieren: Das für die lebenswerte Zukunft erforderliche Zielergebnis bestimmt die heutigen Maßnahmen.

>> Backcasting = Planungsmethode, bei der zunächst das erforderliche Ziel definiert und nachfolgend die zur Erreichung dieses Ergebnisses erforderlichen Schritte festgelegt werden. Z.B. in Dänemark Standard, in der deutschen Politik weitgehend Terra    incognita, vgl. wikipedia.org: „Backcasting is a planning method that starts with defining a desirable future and then works backwards to identify policies and programs that will connect that specified future to the present“ (2020).


Quellen des Abschnitts <em>Klimakrise in Zahlen: CO₂-Emissionen in Deutschland</em>.


Zurück zu den Zahlen:


Klimakrise in Zahlen:

CO₂-Emissionen in Deutschland, aufgegliedert nach Sektoren:

Erläuterung: Das „e“ hinter CO₂ steht für „Äquivalente“: Die Wirkung anderer Treibhausgase wird zur Vereinfachung in CO₂-Wirkung umgerechnet und zum CO₂-Wert hinzugerechnet. (s.a. Abschnitt Die Physik des Klimawandels.)

Energiewirtschaft

  • 343 Mio t CO₂e = 38% (1990 = 466 Mio t CO₂e)
  • Allein RWEs Braunkohlekraftwerke haben einen Anteil von etwa 13% an den Gesamtemissionen Deutschlands (vgl. BUND 2019).

Industrie

  • 188 Mio t CO₂e = 21% (1990 = 92 Mio t CO₂e = -34%)
  • Emissionen aus Verbrennungsprozessen und der Eigenstromversorgung des produzierenden Gewerbes sowie die Emissionen aus gewerblichen und industriellen Prozessen und der Produktverwendung (unter anderem auch von fluorierten Treibhausgasen, den sogenannten F-Gasen)

Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD)

  • 39 Mio t CO₂e = 4% (1990>>2016 = -50%)
  • Emissionen aus Verbrennungsprozessen in Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD; auch als ‚Kleinverbrauch‘ bezeichnet), die im Wesentlichen der Wärmebereitstellung (Brennstoffe für Raumwärme, Kochen und Warmwasser in Nichtwohngebäuden) und Prozesswärme/-kälte dienen

Haushalte

  • 91 Mio t CO₂e direkte Emissionen (ohne Strom und Fernwärme) (1990>>2016 = -31%)
  • fallen fast ausschließlich bei der Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser in Gebäuden an

Verkehr

  • 166 Mio t CO₂e = 18,2% (1990 = 163 Mio t CO₂e)
  • Verbrennung von Kraftstoffen im Straßen-, Schienen- und nationalen Luft- und Seeverkehr. Nicht enthalten sind der land-, forst- und fischereiwirtschaftliche Kraftstoffeinsatz (der im Sektor Landwirtschaft bilanziert wird) sowie die Treibhausgasemissionen aus internationalem Luft- und Seeverkehr.
  • Der Verkehrssektor ist der einzige Bereich, in dem Deutschland in Sachen Minderung von Treibhausgasen keinen einzigen Schritt vorangekommen ist.

Landwirtschaft

  • 72 Mio t CO₂e = 7% (1990 = 90 Mio t CO₂e = -20%)
  • Emissionen der Landwirtschaft Methan- und Lachgasemissionen aus der Tierhaltung und dem Düngemanagement sowie Kohlendioxidemissionen aus dem landwirtschaftlichen Kraftstoffeinsatz

Sonstige Emissionen

  • 10 Mio t CO₂e = 1%
  • Methan- und Lachgasemissionen aus der Abfall- und Wasserwirtschaft – seit 1990 um fast 73% gesunken, maßgeblich aufgrund des Verbots „der Deponierung organisch abbaubarer Siedlungsabfälle“

(Alle Zahlen aus BMU 2018)

>> Anmerkung: Der Sektor „Landnutzung, Landnutzungsänderung [= z.B. das Abholzen von Wäldern für Weiden oder Plantagen] und Forstwirtschaft“ (LULUCF) wird bei der Berechnung des geänderten CO₂-Regimes beim Aktionsplan Klimaschutz 2020 nicht einbezogen. „Laut aktuellem Projektionsbericht entwickelt sich der gesamte LULUCF-Sektor im Zeitraum zwischen 2015 und 2020 von einer Senke zu einer Quelle für Treibhausgase… Das ergibt sich [u.a.] aus … einer … abnehmenden Senkenleistung im Wald “ (ebd.).


Quellen des Abschnitts <em>CO₂-Emissionen in Deutschland, aufgegliedert nach Sektoren</em>



Ein Thema, dass im Zusammenhang mit den CO₂-Emissionen in Deutschland so gut wie nie genannt wird:

Bundeswehr & Rüstungsindustrie in ökologischer Perspektive

Wer schon immer mal wissen wollte, wie vorbildlich-nachhaltig die Bundeswehr operiert, sei der entsprechende Nachhaltigkeitsbericht 2018 anempfohlen:

  • Hier erfährt man, dass

    „die beiden Dienstsitze des Bundesministeriums der Verteidigung in Bonn und Berlin zu 100% Ökostrom“ beziehen – und das schon seit 2015. Daneben waren „[z]um Jahresende 2017… insgesamt 292 Nutz- und Transportfahrzeuge mit Elektroantrieb im Einsatz.“ Auch ergab „eine Gesamtauswertung der Bestellungen von Recyclingpapier der Bundeswehr im Jahr 2017“, dass die 90%-Zielvorgabe „des Maßnahmenprogramms Nachhaltigkeit aus dem Jahr 2010 … in der Sparte Drucker- und Kopierpapier mit 91,18 % erreicht [wurde]“ (BMVg 2018).

Was so ein Panzer bei Übungen oder auch im Auslandseinsatz an CO₂ raushaut, was die Herstellung eines ebensolchen Kettenfahrzeugs an Ressourcen und Energie erfordert – oder wie es um die Umweltbilanz von Aufklärungsflügen bestellt ist, erfährt man hingegen nicht. Die Ausführungen des Nachhaltigkeitsberichts wirken, als wäre die Bundeswehr ausschließlich eine Behörde mit einigen Außenstellen. Dabei wäre es doch durchaus interessant, was die – nennen wir sie die ‚Außendienstler*innen‘ – jährlich an Ressourcen und Treibhausgasen verbrauchen.


Anlässlich der Bundestags-Diskussion um den Afghanistan-Krieg ergab die Antwort zu einer kleinen Anfrage im Jahr 2007:

  • „Der Kraftstoffverbrauch des Waffensystems TORNADO liegt in Abhängigkeit von Flughöhe, Fluggeschwindigkeit und anderen Variablen zwischen 30 und 100 kg pro Minute. Hieraus ergibt sich ein Kraftstoffverbrauch pro Flugstunde zwischen 1.800 und 6.000 kg. Aus einem Kilogramm des Turbinenkraftstoffs Kerosin und 3,4 kg Sauerstoff entstehen bei der Verbrennung im Triebwerk rund 3,15 kg Kohlendioxid (CO₂) und 1,24 kg Wasserdampf… Daneben entstehen weitere Abgaskomponenten“ (zit. nach Rosenkranz 2007).
    • Rechnung Minimal: Flugstunde = 1.800kg Kerosin x 3,15kg CO₂= 5,67 t CO₂/h
    • Rechnung Maximal: Flugstunde = 6.000kg Kerosin x 3,15kg CO₂= 18,9 t CO₂/h

Weitere Zahlen, die als Anhaltspunkte dienen:

  • „Die F-35, der modernste US-Kampfjet […]verbraucht etwa 5600 Liter Treibstoff pro Flugstunde, fast doppelt so viel wie ihr Vorgänger, die F-16.“ (Zand 2022)
  • „Ein Humvee, das Standardgefährt der US-Armee, verbraucht zwischen 25 und 50 Liter pro 100 Kilometer.“ (ebd.)

Nun, hier an weitere seriöse Zahlen zu kommen, ist schwierig. Festzuhalten ist, dass „Verteidigung … der zweitgrößte Etat im Bundeshaushalt“ (Schmeitzner 2019) ist, dass Deutschland 2020 einen Verteidigungsetat von 50,3 Mrd. Euro haben wird (vgl. Zeit 2019), dass die USA 2018 Militärausgaben in der Höhe von 649 Mrd. US-Dollar hatten (vgl. Statista 2019) – und dass Militärübungen und -operationen neben vielem Anderen definitiv auch äußerst Ressourcen- und Energie-intensiv sind. Wenn also ein Eurofighter vom Stillstand bis zum Abheben weniger als 8 Sekunden benötigt und dabei einen mit 6.215 Liter Kerosin gefüllten Tank (vgl. Rosenkranz 2015) mitführt und „ohne Nachbrennereinsatz … ca. 70-100 Liter Flugbenzin pro Minute“ (Pflüger 2019) verbraucht, dann ist damit mehr als angedeutet, dass der Bereich ‚Militär‘ auch in Klimafragen problematisch ist.

Naja, und SUVs werden zwar als Stadtpanzer bezeichnet, aber dieser Vergleich hinkt in Relation zum Leopard 2 dann doch: Das Teil schluckt im Gelände 530 Liter auf 100 Kilometern (vgl. wikipedia 2019).

Und dann ist da noch das Geschäft der deutschen bzw. internationalen Rüstungsindustrie:

  • „Das Geschäft mit Angriff und Verteidigung boomt weltweit: Im vergangenen Jahr haben die 100 größten Rüstungsfirmen dieses Planeten Waffen im Wert von umgerechnet 350 Milliarden Euro verkauft. Mit diesem Geld könnte man für ein Jahr den kompletten deutschen Bundeshaushalt finanzieren“ (Orange/Handelsblatt 2018).

>> Auch Deutschlands Rüstungsfirmen haben den ‚grünen Daumen‘: Nach Aussage der Rheinmetall Group ist „[d]ie Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen … von elementarer Bedeutung“ (Rheinmetall 2020a). Das Erprobungsgelände, auf dem „Rheinmetall seit über 100 Jahren Fahrzeuge, Waffen und Munition“ (Rheinmetall 2020b) erprobt, wird zu „nahezu neunzig Prozent forstwirtschaftlich genutzt … Das Ergebnis dieses [langjährigen] Engagements [für aktiven Naturschutz] ist eine ungewöhnlich reiche Pflanzenwelt, die wiederum eine seltene Vielfalt von Insekten und Vögeln anzieht und darüber hinaus großen Wildtierbeständen eine Heimat bietet“ (ebd.).


Imagine.

In Zeiten, in denen die Menschheit den Kampf um die Bewahrung ihrer existenziellen Lebensgrundlagen wenn nicht sogar um das eigene Überleben als Spezies führt, wäre es wohl – endlich, endlich – an der Zeit, aufzuhören, sich gegenseitig zu bekämpfen und zu vernichten.

Ein frommer Wunsch?

Imagine, was allein mit dem Geld der Rüstungsindustrie und den jährlichen US-Militärausgaben alles erreicht werden könnte…

>> s.a. Aspekt U.S. military greenhouse gas emissions, S. 89 im Abschnitt Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum: Klimakrise in Zahlen, global gesehen, S. 83.


Quellen des Abschnitts <em>Bundeswehr & Rüstungsindustrie in ökologischer Perspektive</em>


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