Vorangestellt, in a nutshell:
Deutschland stellt 1,1% der Weltbevölkerung, verursacht mit 2,1% Emissions-Anteil das doppelte dessen was Deutschland ‚zusteht‘, belegt mit seinen 84,7 Mio Einwohner*innen1 Rang 6 der CO2-Top-Emittenten. Die Klimakrise ist eine Folge der Industrialisierung, sodass Deutschland insgesamt, nach USA, China und Russland, auf Rang 4 liegt. Der G7-Staat Deutschland ist bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) – nach den USA, China und Japan – die weltweit viertgrößte Wirtschaftsnation2 – zusammengefasst:
Deutschland ist einer der globalen Hauptemittenten von Treibhausgasen, einer der Hauptnutznießer der Industrialisierung und trägt als eine der größten und damit auch als eine der einflussreichsten Wirtschaftsnationen eine sehr hohe Verantwortung.
Sämtliche anthropogenen
CO₂-Emissionen weltweit, 2019: 43,1 Gt CO₂ (=Rekord) (vgl. Weiß 2019)
- „Rein physikalisch betrachtet gibt es auf der Erde bislang keinen Klimaschutz. Denn dies würde voraussetzen, dass die jährlichen Treibhausgas-Emissionen sinken, und damit auch [die relative Zunahme des] Gehalt[s] von Kohlendioxid in der Atmosphäre.“ (ebd.)
>> Aufgliederung globaler CO2-Emissionen nach Sektoren siehe S. 90.
87 Prozent der weltweiten Energie stammt aus Öl, Kohle und Gas (vgl. Rosling 2018, 167).
Energiebedingte
CO₂-Emissionen weltweit, 2019: 36,7 Gt CO2 | 2018: 33,1Gt CO₂ (+2,3% gegenüber 2017) (vgl. Eichhorn 2020, Eichhorn 2019a)
2015 = 32,294Gt CO₂ | 2010 29,840Gt | 2005 27,136 | 2000 23,444 | 1995 22,134 | 1990 21,536 | 1985 19,800 | 1980 19,342 | 1970 14,890 | 1960 9,391 | 1950 5,961 | 1900 1,960 | 1860 0,333
(vgl. Quaschning 2019)
Globale CO2-Emissionen von Staaten:
Staaten mit den jährlich größten Emissionen von CO2, Anteile in Prozent, in Klammern: Anteil an der Weltbevölkerung, Territorialitäts-/Produktionsprinzip
China 27,52% (18,9%) | USA 14,81% (4,5%) | Indien 7,26% (17,7%) | Russland 4,68% (1,9%) | Japan 3,18% (1,7%) | Deutschland 2,08% (1,1%) | Iran 1,97% (1,1%) | Südkorea 1,8% (0,7%) | Saudi-Arabien 1,7% (0,5%) | Indonesien 1,68% (3,6%) (Statista 2018 u. Länderdaten 2018)
>> China generiert zwar die meisten Emissionen, doch die USA verantworten im Verhältnis zum Anteil an der Weltbevölkerung mehr als dreifache der ‚zustehenden‘ Emissionen – während Indien in Relation zur Bevölkerung nur sehr wenig Emissionen hat.
Staaten mit den jährlich größten Emissionen von CO2 (!) in absoluten Zahlen: in Gigatonnen (Stand 2016), Territorialitäts-/Produktionsprinzip
China 9,7 Gt CO2 | USA 5,31 | Indien 2,38 | Russland 1,67 | Japan 1,20 | Deutschland 0,802 | Iran 0,638 | Südkorea 0,595 | Saudi-Arabien 0,632 | Indonesien 0,465 (ourworldindata 2019)
Staaten mit den jährlich größten Emissionen von CO2 (!) in absoluten Zahlen: in Gigatonnen (Stand 2016) Verbraucher-/Konsumprinzip(auf Staaten bezogen)
China 8,8 Gt CO2 | USA 5,72 | Indien 2,22 | Russland 1,38 | Japan 1,41 | Deutschland 0,888 | Iran 0,592 | Südkorea 0,635| Saudi-Arabien 0,622 | Indonesien 0,505 (ebd.)
Staaten mit den jährlich größten Emissionen von CO2e (!) in absoluten Zahlen: in Gigatonnen (Stand 2017), Territorialitäts-/Produktionsprinzip
China 13,0 Gt CO2e | USA 6,51 | [EU-27 3,898] | Indien 2,98 | Russland 2,18 | Japan 1,29 | Brasilien 1,12 | Iran 0,916 | Deutschland 0,914 | Indonesien 0,889 | Südkorea 0,746 | Rest 17,055 | Global 47,6
(vgl. Climatewatchdata 2020; Hinweis: bei Data Source ‚PIK‘ anklicken)
Staaten mit den jährlich größten Emissionen von CO2(!), Pro-Kopf-Emissionen auf Basis des Territorialitäts-/Produktionsprinzips (Top 10, Stand 2017)
Katar 30,36 t CO2 | Vereinigte Arabische Emirate 20,91 | Saudi Arabien 16,16 | Australien 15,63 |
Kanada 14,99 | USA 14,61 | Russland 10,64 | Niederlande 9,08 | Japan 8,94 | Deutschland 8,71
sowie: China 6,68 | Indien 1,61 (Statista 2019)
>> weltweiter Durchschnitt der jährlichen CO2-Emissionen = 4 t CO2 pro Kopf, vgl. Gonstalla 2019, 33
Staaten mit den jährlich größten Emissionen von CO2, Pro-Kopf-Emissionen nach dem Verbraucher-/Konsumprinzip (einige Beispiele, Stand 2016)
Katar 33,2 t CO2 | Vereinigte Arabische Emirate 27,1 | Saudi Arabien 19,3 | USA 17,7 | Kanada 15,8 | Australien 15,6 | Japan 11,1 | Deutschland 10,81 | Russland 9,6 | Niederlande 9 | China 6,3 | Indien 1,7 (wikipedia 2019)
Maßgeblich ist bei Klimastatistiken i.d.R. das Territorialitäts-/Produktionsprinzip. Das bedeutet, dass z.B. die Emissionen eines in China produzierten Fernsehers China zugerechnet werden, obwohl dieser z.B. in Deutschland verkauft und genutzt wird (vgl. Klein 2015, 103).
- „Die Bundesrepublik ‚importiert‘ so beispielsweise 42 Prozent ihrer Emissionen, demgegenüber stehen 25 Prozent bei den Exporten. Unterm Strich bleiben Emissionsmengen, die … eigentlich Deutschland angerechnet werden müssten“ (Handelsblatt 2014).
- „[P]er Saldo [generiert die Bundesrepublik folglich] etwa 17 Prozent ihrer CO2-Emissionen durch Importe …, die in die Berechnungen zu Klimazielen nicht eingehen, aber zu den gemessenen veröffentlichten CO2-Emissionen von Deutschland hinzukommen“ (Zukunftsrat Hamburg 2020, vgl. auch Abschnitt Klimakrise in Zahlen: CO₂-Emissionen in Deutschland, S. 76).
- Die Verzerrung durch Importe und Exporte fällt besonders im Falle Chinas sehr stark aus. Schon 2005 exportierte China Produkte, deren Herstellung 1/3 der China zugerechneten Emissionen ausmachte (vgl. Weber et al. 2008).
- „[E]in beträchtlicher Teil der Emissionen [Chinas] wird … von Fabriken ausgestoßen, die Waren für den Weltmarkt fertigen: Im Jahr 2016 waren es 904 Millionen Tonnen CO2“ (Gonstalla 2019, 36).
- (Exporte China >> USA = 400 Mio t CO2; China >> EU = 300 Mio t CO2, vgl. ebd.; um diesen Faktor bereinigt könnte man von Chinas 13 Gt CO2e (s.o.) also rund eine Gigatonne abziehen. Umgekehrt wäre es durchaus sinnvoll, den USA weitere 0,4 Gt Co2e auf ihre Bilanz zu addieren.
Es ist also immer zwischen territorialen Produktions-Emissionen sowie Verbrauch-/Konsum-Emissionen der Bevölkerung eines Staates bzw. der Bevölkerung pro Kopf zu unterscheiden.
Des Weiteren geht auch der Transport all dieser Produkte/Konsumgüter via Schiff oder Flugzeug nicht in die nationalen Bilanzen ein, was angesichts der Globalisierung mit weitverzweigten, ebenfalls globalen Lieferketten weltfremd anmutet.
>> s.a. Aspekt Was nicht in die IPCC-Budget-Rechnungen eingeht, S. 71.
Der zuvor erwähnte in China produzierte, aber in Deutschland verkaufte Fernseher wird in Deutschland genutzt, ohne das er gemäß des i.d.R. angewendeten Territorialitäts-/Produktionsprinzips offiziell in Deutschland auch nur eine Tonne CO2 verursacht hat.
Darauf weist auch Greta Thunberg in ihrer Rede bei der Weltklimakonferenz in Madrid am 11. Dezember 2019 hin:
- Die Klimapläne und Selbstverpflichtungen von Ländern mögen beeindruckend klingen…
„[B]ut even though the intentions may be good, this is not leadership. This is not leading – this is misleading, because most of these pledges do not include aviation, shipping and imported and exported goods in consumption, they do however include the possibility of countries to offset their emissions elsewhere“ (Thunberg 2019).
Und das ist so, obwohl beispielsweise das Verkehrsvolumen von Containerschiffen „in den vergangenen zwanzig Jahren um fast 400 Prozent zugenommen hat“ (Klein 2015, 102).
Das Outsourcen von industrieller Produktion in den Globalen Süden gekoppelt mit der Art der Berechnung von CO2-Bilanzen trägt also dazu bei, dass „reiche Staaten, die den industriellen Sektor rapide zurückbauen, behaupten können, ihre Emissionen hätten sich stabilisiert oder seien sogar gesunken“ (Klein 2015, 103). In diesem Sinne ist China nicht nur „Werkstatt“ bzw. „Werkbank der Welt“, sondern auch der „Schornstein der Welt“ (ebd., 104).
Es ist daher auch sinnfrei, China die in diesem Zusammenhang entstehenden Emissionen vorzuwerfen.
Bei den jährlichen CO2-Emissionen belegt Deutschland Platz 6. Doch hat Deutschland quasi unmittelbar seit Beginn der Industrialisierung überproportional an der Aufheizung des Planeten mitgewirkt:
Staaten mit den größten historisch aufsummierten Gesamt-CO₂-Emissionen 1918-2012
USA 26% | [EU 22%] | China 12% | Russland 8% | Deutschland 5,6% | Indien 3%
(Nelles/Serrer 2018, 44)
>> Die taz gliedert die historischen CO2-Emissionen nach Kontinenten auf: Nordamerika 399 Mrd. t CO2 = 29% | Europa 514 Mrd. t CO2 = 3% | Afrika 43 Mrd. t CO2 = 3% | Südamerika 40 Mrd. t CO2 = 3% | Ozeanien 20 Mrd. t CO2 = 1,2% (Schmidt 2020, 4)
- USA + EU-28 = verantworten aufsummiert etwa die Hälfte aller CO2-Emissionen.
- „[A]lso [haben] alleine die USA und die EU zusammengenommen ein halbes Grad [zum Temperaturanstieg] beigetragen“ (Otto 2019, 184).
>> en détail: https://www.climatewatchdata.org/ghg-emissions (Abrufdatum 22.1.2020) [Hinweis: Data Source ‚PIK‘]
>> EU-28 = Alle Länder der EU (vor dem Brexit). Die EU-27 steht knapp 3% ungünstiger da als vorher, da Großbritannien in Sachen Klimaschutz relativ weit ist und bisher die EU-Bilanz aufgebessert hat. EU-28 1990-2018 = -24,8% CO2e | EU-27 1990-2018 = 21,85% (Hugo 2020). In Großbritannien gibt es bereits seit 2008 ein Klimagesetz, bis 2030 will man raus aus der Kohle – und „2018 lagen die Emissionen um 44 Prozent unter denen von 1990“ (Sotscheck 2019, 6). Auch gibt es dort ein Committee on Climate Change (CCC), welches „jedes Jahr die Fortschritte, die Großbritannien im Kampf gegen den Klimawandel macht[, bewertet]“ (ebd.). 2025 werden die Briten den ‚Koxit‘ (vgl. Boeing 2018), d.h. den Ausstieg aus der Kohle, vollzogen haben.
Hans Joachim Schellnhuber:
- „Rechnen wir die Emissionen zusammen, die in der Atmosphäre wie in einer Mülldeponie eingelagert wurden, steht Deutschland seit der industriellen Revolution immerhin auf Platz vier. Wir haben [obwohl wir nur 84,7 Mio Bürger*innen sind,] massiv zur klimatischen Veränderung der Welt beigetragen“ (Haaf 2019).
- 1750 bis 2018 war Deutschland … für rund 5,7% aller weltweiten Emissionen verantwortlich – mehr als Afrika und Südamerika zusammen… Die ungleiche Verteilung ist [bezogen nicht nur auf Deutschland] eng verknüpft mit kolonialer Macht. Erst die Ausbeutung des globalen Südens hat den heutigen Industriekapitalismus möglich gemacht“ (Schmidt 2020, 4; zu Aspekt der komplette Wohlstand der Industrienationen beruht auf Kolonialismus siehe Fußnote auf S. 40).
>> In die Summe der historischen Emissionen geht der schon mehrfach erwähnte in China produzierte und nach Deutschland transportierte und ebendort genutzte Fernseher nicht ein. Sie sind also noch höher als angegeben.
Dieser historischen Ungleichverteilung von Verantwortung für die Krise wurde 2015 im Pariser Abkommen Rechnung getragen. Hier wurde das Prinzip ‚common but differentiated responsibilities‘ (CBDR) festgelegt, d.h. die Weltgemeinschaft bekennt sich zu gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortlichkeiten:
- „Es verkörpert den Grundgedanken, dass die Staaten der Welt zwar eine gemeinsam zu tragende Verantwortung gegenüber der Umwelt haben, die konkreten Verpflichtungen für einzelne Staaten oder Staatengruppen aber nicht identisch, sondern differenziert ausfallen. … Es impliziert eine gerechte Lastenverteilung, durch welche die für einen funktionierenden globalen Klimaschutz essentielle Einbindung der Entwicklungsstaaten gewährleistet wird. Allerdings ist das CBDR-Prinzip selbst inhaltlich nicht näher konkretisiert, sodass die Zuteilung von Pflichten multilateraler Klimaschutzverträge bedarf“ (BLJ 2018).
Globale Emissionen im Überblick:
32 Staaten verursachen derzeit 80% der gesamten weltweiten CO₂-Emissionen (Merlot 2018)
10 Staaten verursachen derzeit fast 2/3 der gesamten weltweiten CO₂-Emissionen
3 Staaten verursachen derzeit 50% der gesamten weltweiten CO₂-Emissionen
China = mehr als 1/4 | USA = 1/6
> Nr. 3 ist Indien mit 7,26%.
> Hier ist zu vermerken, dass EU-28 mit Stand 2016 deutlich vor Indien als drittgrößter Emittent liegt.
Anders gerechnet:
„Laut UN-Klimarahmenkonvention stünden die Rinder der Welt in Sachen Treibhausgasausstoß an dritter Stelle hinter China und den USA.“ (Foer 2019, 110)
>> vgl. Aspekt Rindfleisch vom Speiseplan verbannen, S. 178 und Abschnitt Fleisch, Fisch und Ernährung, S. 548
oder so:
„[D]ie G20 [sind] für 80% der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich…“
(Spiegel 2019a)
Umgekehrt verantworten die 100 am wenigsten emittierenden Länder weniger als drei Prozent der globalen Treibhausgase (‚Global Greenhouse Gases‘ (GHG)). (Stand 2014, vgl. climatewatchdata 2019)
Globale CO2-Emissionen von Konzernen:
- Laut der Zeit hält allein der Energie„riese“ RWE allein einen Anteil an den weltweiten CO₂-Emissionen von 0,47% (Zeit 2017).
- „Über zwei Drittel der weltweiten[, derzeitigen] CO₂-Emissionen werden von 90 Konzernen [den sog. ‚Carbon Majors‘] verursacht“ (Haaf 2019).
Eine ähnliche Zahl findet sich bei Otto:
- „Gerade mal 90 Konzerne haben zu 63 Prozent des Treibhausgasausstoßes der Welt zwischen 1751 und 2010 beigetragen“ (Otto 2019, 176).
- „[H]undert Firmen [sind] … für 71 Prozent der Treibhausgase der vergangenen 30 Jahre… [, das sind derzeit] 37 Gigatonnen im Jahr[,] verantwortlich“ (Neubauer/Repenning 2019, 94).
- „The top 20 companies have contributed to 480bn [Billion, zu deutsch: Milliarden] tonnes of carbon dioxide equivalent since 1965, Billion tonnes of carbon dioxide equivalent:
Saudi Aramco 59.26 | Chevron 43.35 | Gazprom 43.23 | ExxonMobil 41.90 | National Iranian Oil Co 35.66 | BP 34.02 | Royal Dutch Shell 31.95 | Coal India 23.12 | Pemex 22.65 | Petróleos de Venezuela 15.75 | PetroChina 15.63 | Peabody Energy 15.39 | ConocoPhillips 15.23 | Abu Dhabi National Oil Co 13.84 | Kuwait Petroleum Corp 13.48 | Iraq National Oil Co 12.60 | Total SA 12.35 | Sonatrach 12.30 | BHP Billiton 9.80 | Petrobras 8.68 (fett = staatlich) (Taylor/Watts 2019)
- Internationale Schifffahrt (in erster Linie: Frachttransport = ca. 90% des int. Güterverkehrs) = 796 Mio t CO2 = 2,2%; laut Mobilitätsatlas >900 Mio t CO2/Jahr >> entspricht in der Dimension dem Anteil Deutschlands an den globalen CO2-Emissionen (vgl. IMO 2014 u. vgl. Mock 2019).
Globale CO2-Emissionen des Internet:
- „Digital technologies now emit 4% of greenhouse gas emissions (GHG)“ ([The Shift Project] Efoui-Hess 2019).
- „In 2018, online videoviewing generated more than 300 Mt CO₂, i.e. as much greenhouse gases as Spain emits: 1% of global emissions. … The greenhouse gas emissions of VoD (video on demand) services (e.g. Netflix and Amazon Prime) are equivalent to those of a country like Chile [=0,3% of global emissions]“ (ebd.). „[S]ich auf Netflix oder Amazon Prime eine Doku über den Klimawandel anzuschauen ist das ‚fucking for virginity‘ unserer Zeit geworden“ (Fluch 2020).
- 80% der Datenströme befördern Video-Streamingdaten; d.h. lediglich 20% des Energieverbrauches ist auf „non-video-uses“ im Netz zurückzuführen: Websites, Mails, Social Media… (vgl. ebd.).
- „Ein Avatar in einem Videospiel verbraucht so viel Energie wie 40 Äthiopier“ (Laurent/Dion 2016).
- Auch stinke das Internet nach Diesel, wie sich Niklas Maak ausdrückt:
- „Damit die Daten im Fall eines Stromausfalls immer noch abrufbar sind, brauchen sie Notstromaggregate – meistens Dieselmotoren von der Größe einer Dampflokomotive. Weil die in regelmäßigen Abständen zu Probeläufen gestartet werden müssen, riecht es im Herzen der Internetkultur wie auf einem nächtlichen Autobahnparkplatz, wo die Trucks mit laufenden Motoren parken. Allein das Rechenzentrum von E-Shelter in Frankfurt hat einen Tank für hunderttausende Liter Diesel“ (2019, 40).
- Maak betont auch, dass Rechenzentren in vielerlei Hinsicht nicht effizient/ökologisch sind: „Doch bisher tauchen sie im öffentlichen Bewusstsein selten auf, obwohl sie allein von der Baumasse jedes spektakuläre Hochhaus übertreffen … Würde man die liegenden, bis zu einem Kilometer langen Megabauten senkrecht hinstellen, sähen auch die neuesten Hochhäuser winzig aus“ (2019, 41).
- Die Blockchaintechnologie der Kryptowährung Bitcoin verbraucht für den Handel mit Stand Juli 2019 „etwa 62 Terawattstunden im Jahr. Wäre das Bitcoin-System ein Land, dann stünde es mit diesem Stromverbrauch an 43. Stelle in der Welt – zwischen der Schweiz und Tschechien, Tendenz steigend. Laut einem Experten hat die Kryptowährung schon Österreich überholt, das wäre Position 41…
- [E]ine einzelne Transaktion [verbraucht] über 200 Kilowattstunden – damit kommt ein Vier-Personen-Haushalt drei Wochen lang aus. Zum Vergleich: Eine herkömmliche Überweisung verbraucht nur ein bis zwei Wattstunden“ (Drösser 2019).
Globale CO2-Emissionen des Sektors ‚Militär‘, anhand des Beispiels USA:
- U.S. military greenhouse gas emissions 2017 incl. domestic/overseas military installations and operations: „over 59 million metric tons of carbon dioxide equivalent. If it [=the Pentagon] were a country, it would have been the world’s 55th largest greenhouse gas emitter, with emissions larger than Portugal, Sweden or Denmark“ (Crawford 2019).
(Eine neuere Studie geht vom 47. Platz aus, vgl. Zand 2022)
- „Allein 2017, so die britische Studie [der Universitäten Durham und Lancaster], gab die US-Luftwaffe für Treibstoff etwa 4,9 Milliarden Dollar aus, die Navy 2,8 Milliarden und das Heer knapp eine Milliarde.“ (Zand 2022)
- „Die F-35, der modernste US-Kampfjet […] verbraucht etwa 5600 Liter Treibstoff pro Flugstunde, fast doppelt so viel wie ihr Vorgänger, die F-16.“ (ebd.)
- Festzuhalten ist, dass die US-Streitkräfte sowie allgemein das Segment ‚globales Militär‘ ein riesiger CO₂e-Verursacher sind. (Dementsprechend geht Naomi Klein wohl zu Recht davon aus, wenn sie schreibt, dass „[d]ie US-Armee … wahrscheinlich der größte Erdölverbraucher der Welt [ist]“ (Klein 2015, 142).
- Man kann noch weiter gehen und konstatieren, dass Kriege (neben vielen, vielen anderen Gründen) auch aus rein ökologischen Gründen heraus nicht mehr geführt werden können/dürfen. (s. auch weiter unten Aspekt Globale CO2-Emissionen des Sektors ‚Militär‘, anhand des Beispiels ‚Ukraine-Krieg‘)
Die einzige rationale Alternative wäre, dass die US-Army ein ganzes Heer (!) an Windkrafträdern z.B. in die Wüste von Nevada setzt, um wenigstens noch ein paar Drohnen in der Luft halten zu können. Auch über die künftig klimaneutrale Herstellung CO2-armer Panzer wäre nachzudenken. Ich rege an, unsere Kraft und Energie auf konstruktivere Dinge zu fokussieren. Imagine.
- Milliarden von Dollar werden für Massenvernichtungswaffen ausgegeben. Würde die Hälfte dieses Betrags verwendet, um neue Technologien und mehr erneuerbare Energien zu entwickeln, welche enormen positiven Auswirkungen hätte das bei unseren Bemühungen, die Erderwärmung zu begrenzen“ (Der Dalai Lama Tenzin Gyatso in Alt 2020, 42).
- Rüstungskonzerne haben hier eine andere Perspektive, wie Naomi Klein ausführt:
- „[I]n einem Augenblick der Offenheit erklärte der Rüstungskonzern Raytheon, dass sich ‚vermutlich wachsende Geschäftsmöglichkeiten ergeben, weil sich als Reaktion auf den Klimawandel das Verhalten und die Bedürfnisse der Konsumenten ändern‘. Zu diesen Geschäftsmöglichkeiten … [zählt] auch ‚ein Bedarf an militärischen Produkten und Dienstleistungen, weil aufgrund von Dürren, Überschwemmungen und Stürmen, verursacht durch den Klimawandel, Sicherheitsprobleme entstehen könnten‘“ (2015, 18-19).
>> s.a. Aspekt Bundeswehr & Rüstung in ökologischer Perspektive im Abschnitt Klimakrise in Zahlen: CO₂-Emissionen in Deutschland.
Globale CO2-Emissionen des Sektors ‚Militär‘, anhand des Beispiels ‚Ukraine-Krieg‘:
Tatsache ist, dass Krieg – neben all den anderen Schrecknissen und Zerstörungen – äußerst Ressourcen- und vor allem CO2-intensiv ist: sowohl bei den Kriegshandlungen selbst als auch nach Ende des Krieges, beim Wiederaufbau.
Nüchtern betrachtet sind daher Kriege künftig und faktisch auch jetzt schon nicht mehr möglich.
In meiner neuen Grunderzählung über uns Menschen Eine neue Geschichte der Zukunft. Wer wir sind. Wo wir herkommen. Wer wir künftig sein können habe ich dazu folgendes notiert:
- „In einer CO2-freien Null-Emissionen-Welt sind Kriege nicht möglich, weil sie z. B. durch Zerstörung und dem anschließenden Wiederaufbau stets Emissionen hervorrufen. Nichts verdeutlicht besser, wie umfangreich die gegenwärtige Menschheitsherausforderung ist, als der für Null-Emissionen erforderliche Weltfrieden. Die Menschheit steht an einem Scheideweg. Die Chance unsere Zivilisation zu bewahren ist da. Weltfrieden als klimagerechter Frieden unter den Menschen, die in Einklang mit ihrer Mitwelt leben – das ist ein Ziel, für das es sich lohnt, sich einzusetzen.“
>> https://eineneuegeschichtederzukunft.de/
Das bedeutet auch, das Krieg heutzutage eine neue, zusätzliche Dimension zukommt:
Jeder Krieg – egal wie lokal/regional oder wie weit räumlich entfernt er stattfinden mag, ist ein Krieg gegen die gesamte Menschheit und alles Leben auf diesem Planeten.
Mit anderen Worten: Die Aggressoren des Krieges in der Ukraine sorgen dafür, dass das ohnehin schon minimale CO2-Budget, dass die Menschheit zur Verfügung hat, um die Klimakrise relevant abzumildern, täglich massiv schrumpft.
Diejenigen, die diesen Krieg losgetreten haben sind daher Feinde der Menschheit.
>> vgl. dazu die Kolumne von Christian Stöcker „Im Würgegriff der Feinde der Menschheit“, 03.07.2022, online unter https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/supreme-court-urteil-im-wuergegriff-der-feinde-der-menschheit-kolumne-a-b5397f8a-415b-4787-a3b3-e189b243273d (Abrufdatum 21.06.2023).
Mittlerweile gibt es dazu konkrete Zahlen:
- „Bisher wurden rund 120 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente als Folge des Krieges ausgestoßen. Das ist so viel, wie ein Land wie Belgien in einem Jahr an Treibhausgasen produziert. Nur rund 20 Prozent davon gehen auf die direkten Kriegshandlungen zurück, etwa Explosionen, Treibstoffe für Panzer oder Logistik und Transport für beide Armeen. Ein weiterer Teil sind Waldbrände. Der größte Anteil entfällt jedoch auf den Wiederaufbau mit rund der Hälfte der Emissionen. Da macht vor allem die Produktion von Beton und Stahl für Brücken und Häuser recht viel aus.“ (De Klerk 2023)
Hinzu kommt, dass sich die Ukraine grundsätzlich auf dem Weg der CO2-Reduktion befand. Der niederländische Klimaexperte Lennard de Klerk hebt hervor, dass die Zerstörung dieser Entwicklung ein weiterer Kriegsschaden ist (vgl. ebd.).
>> s.a. Aspekt Bundeswehr & Rüstung in ökologischer Perspektive im Abschnitt Klimakrise in Zahlen: CO₂-Emissionen in Deutschland.
Globale CO2-Emissionen, nach Sektoren
CO₂-Emissionen weltweit, nach Sektoren
- Industrie 37%
- Transport 23%, davon:
- Straßenverkehr 17%
- Luftverkehr 2,6%
- Schifffahrt 2,5%
- sonstige 1%
- Dienstleistungen 11%
- Haushalte 12%
- Andere 17%
>> Quelle: Nelles/Serrer 2018, 40
Anders ausgedrückt:
CO₂-Emissionen weltweit durch
- fossile Brennstoffe ca. 85%, davon
- Kohle 44%
- Erdöl 35%
- Erdgas 21%
- Zementproduktion 5% [in Beton steckt viel Zement]
- Landnutzungsänderungen 10% (z.B. Entwaldung, Waldbrände >> Umwidmung von Land in Plantagen oder Weiden)
(Quelle: Nelles/Serrer 2018, 40)
CH4: Methan-Emissionen weltweit durch
- fossile Brennstoffe 29%
- Viehhaltung 27%
- Mülldeponien 23%
- Reisanbau 11%
- Biomasse und Biokraftstoff 10%
(Quelle: Nelles/Serrer 2018, 42; hinzu tritt das CH4 aus Permafrostböden, s. S. 106)
N2O: Lachgas-Emissionen weltweit durch
- Landwirtschaft 59% (Stickstoffe im Kunstdünger; Gülle)
- Biomasse und Biokraftstoff 10%
- Fossile Brennstoffe und Industrie 10%
- Flüsse 9% (wg. eingeschwemmter Dünger-Stickstoffe)
- anderes, z.B. menschliche Exkremente 12%
(Quelle: Nelles/Serrer 2018, 43)
Noch einmal anders gefasst:
Anthropogene Treibhausgase sind zu x% auf y zurückzuführen
- 65% CO2 >> fossile Brennstoffe/Industrie
- 11% CO2 >> Forstwirtschaft, Landnutzung (Landwirtschaft)
- 16% CH4 (Methan) >> Massentierhaltung (weitere Ursachen: s.o.)
- 6% N2O (Lachgas) >> Landwirtschaft/Dünger/Massentierhaltung
- 2% F-Gase >> Treibgase, Kühlmittel, Löschmittel
(Quelle: Gonstalla 2019, 28)
Globale CO2-Emissionen: Zement/Beton:
Die Bedeutung dieses Themas wird regelmäßig unterschätzt. Tunnelbauwerke sind enorme CO₂-Schleudern. Der Verkehrsexperte Karlheinz Rößler dazu:
- „Der Treibhausgasausstoß für die Herstellung von Zement und Bewehrungsstahl ist immens hoch. Pro Kilometer Tunnelröhre entstehen rund 30.000 Tonnen CO₂. Ich habe am Beispiel der neuen ICE-Strecke Nürnberg-Berlin errechnet, dass die Fahrgäste, die die Bahn vom Flugzeug weglocken will, 30 Jahre lang mit dem Zug statt fliegen müssten, um den Klimaschaden durch die Tunnelwerke zu kompensieren“ (Spiegel 2019b).
- „Laut einer Prognose der Internationalen Energieagentur führen das weltweite Bevölkerungswachstum und der Urbanisierungstrend bis 2050 zu einer Zunahme des Zementverbrauchs um mehr als 20 Prozent“ (Römer 2019).
Dazu ist festzuhalten, dass gegenwärtig bereits zwei funktionierende, deutlich ökologischere Verfahren zur Zementherstellung existieren, die sich jedoch derzeit nicht durchsetzen können (vgl. ebd.).
Globale CO2-Emissionen: ‚Committed Emissions‘ & Zuwächse an Erneuerbaren Energien in China & Co.
Definition ‚Committed Emissions‘: Die künftigen Emissionen, die sich aus den Laufzeiten der derzeit in Betrieb befindlichen fossilen Kraftwerke, CO2-intensiven Fabriken und Autos ergeben (vgl. Eichhorn 2019b).
- Diese committed emissions betrugen im März 2019 weltweit rund 660 Gt CO₂ (ebd.).
- Zugelassen sind aber, wenn das 1,5-Grad-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 67% erreicht werden soll, im Januar 2020 nur rund 333 Gt CO₂ (MCC 2019).
- „Damit wäre das im Pariser Klimavertrag angestrebte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, praktisch schon perdu… Zählt man … [darüber hinaus die Emissionen von in Planung oder im Bau befindlichen Kraftwerken] auch dazu, vergrößert sich der fixierte Ausstoß um weitere 190 Gigatonnen“ (Eichhorn 2019b).
- Es gilt also, Laufzeiten zu reduzieren, was laut der oben genannten Studie „häufig auch wirtschaftlich tragbar“ (ebd.) sei.
- 2019 hat das Umweltprogramm der UN (Unep) eine Studie vorgelegt, die „untersucht, wie viel fossile Brennstoffe auf Grundlage von schon jetzt getroffenen Beschlüssen, Investitionszusagen oder erteilten Genehmigungen in absehbarer Zukunft aus dem Boden geholt werden. Ergebnis: Wenn die Regierungen nicht massiv eingreifen, wird 2030 um 50 Prozent mehr Öl, Kohle oder Gas gefördert und verfeuert sein, als es für das Erreichen des 2-Grad-Ziels1, und mehr als doppelt so viel, wie es für das 1,5-Grad-Ziel erlaubt wäre“ (Evers 2019, 110).
- So pocht Siemens im Jahre 2020 weiterhin darauf, bereits geschlossene ‚fossile Verträge‘ einzuhalten (vgl. Aspekt Siemens und die Adani-Mine, S. 63).
>> vgl. Abschnitt Globales CO₂-Budget, förderbare Erdöl-/Kohle-/Gas-Vorkommen & die fossilen Industrien, S. 59.
In eine ähnliche Richtung gehen die Pläne und Ideen der Plastikindustrie – also der Industrie, die fossiles Öl weiterverarbeitet:
- „Weltweit will die Industrie in den nächsten Jahren 400 Milliarden Dollar in den Aufbau neuer Produktionsanlagen stecken… Die Internationale Energieagentur geht davon aus, … dass die Plastiknachfrage weltweit bis … [2040] von 350 auf 540 Millionen Tonnen im Jahr steigen wird. Mit den globalen Klimazielen ist das absolut unvereinbar, denn über die Lebenszeit verursacht jede Tonne Öl, die in Plastik umgewandelt wird, doppelt so viel CO2 als Öl, das als Brennstoff verbraucht wird“ (Arzt 2020, 8).
Die guten Nachrichten inmitten der weniger guten kommen… durchaus auch aus China:
- „Seit 2014 immerhin ist der Trend [zu fossilen Brennstoffen] in Indien und China rückläufig, was unter anderem einem Boom bei den Erneuerbaren Energien zu verdanken ist“ (ebd.). Allerdings: „Jedes zweite Kohlekraftwerk weltweit steht in China“ (Kretschmer 2020, 8).
- „[A]llein 2017 gingen weitere 160 Gigawatt [an Erneuerbaren Energien] zu einem Kostenpunkt von knapp unter 280 Millionen Euro ans Netz, fast die Hälfte davon in China“ (Maxton 2018, 41).
- „China ist… das Land mit den meisten Solarparks. Seit 2017 sind 130 Gigawatt Solarstrom ans Netz angeschlossen, das sind 32% der weltweiten Solarleistung. [35% der weltweit installierten Windanlagen stehen in China.] Erneuerbare Energien machen im Energiemix der Chinesen zurzeit 35% aus“ (Gonstalla 2019, 34 u. 35).
- „2017 hat … China mehr Geld in die Solarenergie gepumpt als nahezu alle anderen Länder der Welt zusammen, 30 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Der im Jahr 2017 erreicht Kapazitätszuwachs an erneuerbarer Energie entspricht dabei ungefähr jener Menge, die benötigt wird, um jeden einzelnen der insgesamt 38 Millionen Haushalt in Deutschland mit Licht, Heiz- und Kühlenergie zu versorgen“ (Maxton 2018, 101).
- „China gibt mittlerweile jährlich dreimal so viel für erneuerbare Energien aus als der zweitgrößte Energieverbraucher der Welt, die USA“ (ebd.).
- „Über 330 Gigawatt Wasserkraft verfügt China heute bereits, das ist etwa so viel, wie 300 Atomreaktoren liefern. Kein Land setzt derart stark auf Staudämme. Und die Menge soll nach dem derzeitigen Fünfjahresplan noch kräftig wachsen, um die Ziele für erneuerbare Energie zu erreichen und die Abhängigkeit von der Kohle zu brechen“ (Eichhorn 2019c, 12).
- Allerdings ist auch richtig, dass „[c]hinesische Unternehmen … Gigakraftwerke in Südafrika, Indonesien oder Vietnam [bauen]. Chinesische Banken finanzieren Meilerprojekte in Bangladesch, Kambodscha oder Ägypten. Die Renditen hat die Pekinger Regierung festeingeplant“ (Sauga 2020, 59).
- Chinas Staatschef Xi Jingpin kündigt im September 2020 bei der UN-Generalversammlung an, vor dem Jahr 2030 den CO2-Peak und Klimaneutralität vor 2060 zu erreichen. Früher/Schneller wäre besser, aber einstweilen herrscht Freude darüber, dass China sich nun erstmals verbindlich gibt und die Zukunft aktiv mitgestalten möchte (vgl. Buchter 2020 u. Bauchmüller/Giesen 2020).
Oft übersehen, aber ein wichtiger Faktor:
Globale CO2-Emissionen: ‚Graue Energie‘
Definition: „Graue Energie sind alle Energieaufwendungen, die man braucht, um ein Produkt oder eine Dienstleistung – angefangen bei den Rohstoffen – bereitzustellen“ (Biologe Danny Püschel zit. in Kiesel 2019).
- „Energie, die für die Herstellung und Bereitstellung von Gütern benötigt wird.“ „Der Begriff graue Energie bezeichnet Energie, die vom Verbraucher nicht direkt eingekauft wird, die jedoch für die Herstellung von Gütern sowie für Transport, Lagerung und Entsorgung benötigt wird. Auf diese Weise entsteht häufig ein erheblicher Energieverbrauch, ohne dass dies für die Verbraucher direkt erkennbar ist“ (Energie-Lexikon 2019).
Das Thema nimmt seinen Anfang bei Schokolade, deren Produktionskreislauf 0,25 kWh an Grauer Energie erfordert – womit man auch 20 Mal Nudeln zubereiten könnte, über unsere Jeans, die mit 40 KWh (=400 Stunden Fernsehen) zu Buche schlägt, über das Smartphone mit 220 kWh, mit denen wir „unser Handy[/Smartphone] 50 Jahre lang aufladen“ könnten, bis hin zum Auto für 30.000 kWh (=36.000 km Fahrt) und zum Eigenheim für 150.000 kWh, was „dem Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie für knapp 40 Jahre [entspricht]. Experten gehen davon aus, dass jeder Euro, den ein Haushalt ausgibt, rund eine Kilowattstunde Graue Energie bedeutet“ (Beispiele und Zitate: Grundmann 2018).
Mit diesem Ansatz wird also eine Gesamtsystembetrachtung angestellt, d.h. eine energetische Gesamtkostenrechnung einer Ware berechnet. Eine entsprechende Kennzeichnung auf Produkten könnte also eine Hilfestellung zur Kaufentscheidung darstellen.
Abschließend zum Thema ‚Graue Energie’ sei mit dem Verweis auf die Ökobilanz eines E-Autos ein recht bekanntes Beispiel herausgegriffen:
- „Jetzt sollen wir aber in Zukunft alle mit Elektroautos durch die Gegend fahren. Da ist dann die Verbrauchsphase relativ gering, aber ich habe signifikant die graue Energie in der Herstellung des Autos erhöht. Und wenn ich das dann nicht politisch berücksichtige, dann liege ich eben daneben“ (Danny Püschel in Kiesel 2019).
>> s.a. Aspekt Zement/Beton, S. 92, weiter oben in diesem Abschnitt.
>> s.a. Aspekt Rebound-Effekt auf S. 257, der ebenfalls allzu selten mit in Überlegungen mit einbezogen wird.
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